Netzwerke und Transferprozesse

VII. Internationale Germanistentagung an der Christlichen Universität Partium

 

Jubiläumstagung
anlässlich des 25-jährigen Bestehens
des Lehrstuhls für Germanistik

in Kooperation mit dem
Institut für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas 
an der Ludwig-Maximilians-Universität München

 

Oradea/Nagyvárad/Großwardein (Rumänien), 8.–9. September 2016

PROGRAMM

 

Ortswechsel, Wissenstransfer, Austausch von kulturellen Codes setzen einen Kulturbegriff voraus, in dem Kultur als „entgrenzter Kommunikationsraum“ aufgefasst wird[1]. Kultur als Kommunikationsraum bedeutet in diesem Sinne einen ständigen Austausch, ein Flottieren von verbalen und nonverbalen Zeichen, wodurch ein besonderes Text-Gewebe eines gelebten Raumes entsteht.

Selbstverständlich ist dieser Kommunikationsprozess nicht frei von Krisen und Konflikten, denn im Rivalisieren von kulturellen Zeichen sind auch Delegitimierungen und Neupositionierungen nicht ausgeschlossen, beziehungsweise es muss auch mit der Mehrdeutigkeit derselben kulturellen Elemente gerechnet werden.[2] Auf diese Weise werden kulturelle Systeme gleichzeitig deterritorialisiert und dezentralisiert, so entstehen plurizentrische Kulturen, wie zum Beispiel die poliphone Kultur der Habsburger Monarchie.

Die letzten Jahrzehnte sind von einer (Neu)Entdeckung der Netzwerke geprägt, nicht zuletzt wegen des – unseren Alltag durch und durch bestimmenden – WorldWideWebs. Albert-László Barabási weist nachdrücklich darauf hin, dass die sich rasant entwickelnde Wissenschaft der Netzwerke Erkenntnisse zutage bringt, die anregender und überraschender sind, als das, was der alltägliche Gebrauch des Begriffes „Netzwerke“ verspricht. Moderne Netzwerk-Theorien und -Forschungen erhellen völlig neue Aspekte der uns umgebenden, durch und durch verwobenen Umwelt.

Reisen – Räume – Netzwerke

Das wissenschaftliche sowie auch das wirtschaftliche Leben sind seit dem frühen Mittelalter vom „Übertragen“ angehäufter Erfahrungen, Praktiken und von der Vernetzung akademischer Zentren und akademischen Wissens gekennzeichnet. Durch die „Peregrinatio“ von Studierenden, Akademikern aber auch Gesellen und Meistern wurden Forschungsstellen und wichtige Produktionsstätten europaweit miteinander vernetzt. Akteure dieses Wissenstransfers beschreiben ihre Begegnungen mit anderen Kulturen, reflektieren auf die eigene Wahrnehmung des Fremden an sich – davon zeugt unter anderem die umfangreiche Reiseliteratur. Beim Erzählen dieser Prozesse wird das Wissen durch den Transfer nicht nur weitergegeben, sondern auch umcodiert, wobei bestehende Narrative und kulturelle Symboliken bearbeitet werden.[3]

Die literaturwissenschaftliche Sektion der Tagung versucht oben genannte Vernetzungen aus verschiedenen Perspektiven interdisziplinär zu thematisieren. Willkommen sind Beiträge, die globale Zusammenhänge der europäischen Kulturzentren umfassend darstellen, aber auch Fallbeispiele aus der Alltags- und Populärkultur, die konkrete Möglichkeiten des kulturellen Austausches dokumentieren.

Systeme – Netzwerke – Transferprozesse

Das Hauptaugenmerk der linguistischen Sektion gilt dem Konzept des Transfers in unterschiedlichen Sinnzusammenhängen: zwischen Sprachsystemen bzw. sprachlichen Subsystemen, Sprachräumen, Textwelten und im Rahmen von sozialen und interkulturellen Netzwerken.

Die Sektion lädt zu Beiträgen aus allen linguistischen Teildisziplinen ein. Neben traditionsreichen Teildisziplinen der germanistischen Linguistik sind auch neuere Forschungsansätze willkommen, die zum Beispiel sprachlich vermittelten kulturellen Unterschieden Rechnung tragen oder die gesprochene Sprache beziehungsweise die Sprache der Neuen Medien zum Gegenstand haben.

Hochschuldidaktik Online/Offline

Im Mittelpunkt der Sektion für Hochschuldidaktik, welche den Titel Online/Offline trägt, stehen dringende Fragen und aktuelle Problemfelder, welche den Alltag von Lehrenden und Studierenden der Germanistik, sowie des Deutschen als Fremd-, Zweit- und Muttersprache prägen und welche einer näheren Untersuchung bedürfen.

Gemeint sind hier vor allem die Herausforderungen, denen das Lehren und Lernen im Zeitalter der technologischen Vernetzung gegenübersteht (online), nicht ausgeschlossen bleiben aber auch allgemeine Problemfelder, welche unseren Unterrichtsalltag kennzeichnen (offline).

In die Sektion sind daher solche Beiträge eingeladen, welche den folgenden Fragestellungen nachgehen, sie einer Klärung zuführen und mögliche Lösungsvorschläge aufzeigen: Wie wirksam sind digitale Medien im Unterricht? (Unterrichtszenarien mit Smartphones, Tablets, Notebooks), Lerneffektivität, Lernerfolg und Gruppendynamik durch kooperatives Lernen und Lehren (Apps, Netzwerke und Lernplattformen, Kooperation offline/online, Seamless Learning), Binnendifferenzierung, ein allgemeines Problem (Methodische Ansätze und konkrete Beispiele, Arbeit mit Erstsemestern, Evaluationsmöglichkeiten heterogener Gruppen im modularisierten Studium).

Organisatorisches

Die Vortragsdauer beträgt 20 Minuten, für anschließende Diskussionen stehen 10 Minuten zur Verfügung. Die lektorierten Beiträge werden in einem Tagungsband beim Präsens Verlag veröffentlicht.

Tagungsprogramm

Der aktuelle Stand des Tagungsprogramms ist hier erreichbar.

 

Exposé


[1]Vgl. Csáky, Moritz: Das Gedächtnis der Städte. Kulturelle Verflechtungen – Wien und die urbanen Milieus in Zentraleuropa. Wien u. a.: Böhlau, 2010. S. 111.

[2]Vgl. Ebenda, S. 116.

[3]Vgl. Leuenberger, Stefanie: Narrative der Migaration. Ludwig Stein, Jonas Fänkel und die intellektuellen Netzwerke in der Schweiz, 1890-1965. In: Gantner, Eszter B./Varga, Péter (Hrsg.): „Transfer – Interdisziplinär“! Akteure, Topographien und Praxen des Wissenstransfers. Frankfurt u. a.: Peter Lang, 2013. S. 14.

 

 

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